Eine unbedingte Notwendigkeit
In einem Brief vom 26. November 1946 bat der kurz vorher ernannte Stadtdekan Josef Kopf von Neumarkt die Generaloberin der Mallersdorfer Schwestern um die Entsendung von Ordensfrauen. Die Stadt war nur wenige Wochen vor Kriegsende durch amerikanische Offensiven weitgehend zerstört worden, nicht zuletzt weil SS-Truppen die Stadt bis zuletzt vehement verteidigten.
Stadtdekan Josef Kopf
Neumarkt Opf
Löwenstr. 25
Neumarkt Opf, den 26.November 1946.
Ehrwürdige Frau Generaloberin!
Herzlich, Vergelts-Gott für die gütige Antwort an Herrn Geistlichen Rat Mittenhuber wegen einer Karitas-Schwester in Neumarkt. Die Schwester Sostenes ist gern zu dieser Arbeit bereit und die Frau Oberin hier stellt sie gern zur Verfügung, wenn sie Ersatz bekommt. Früher waren hier für die ambulante Krankenpflege 7 Schwestern, jetzt sind es 4. Ohne Schwester Sostenes 3. Die Erkrankungen sind aber durch die schlechten Ernährungsverhältnisse und durch die unmöglichen Wohnungsverhältnisse noch viel schlechter geworden. Ich bin froh, wenn ich am Tag nur 1 Beerdigung habe. Oft sind es 2 und 3. Es wäre deshalb ein unbilliges Verlangen, daß 3 Schwestern bei erhöhter Inanspruchnahme die Arbeit für 7 zu leisten hätten. Andererseits aber ist eine Karitasschwester hier eine unbedingte Notwendigkeit. Es ist so viel Not hier, daß allgemein nicht geholfen werden kann. Wir müssen deshalb das Wenige den wirklich Bedürftigsten geben. Das aber herauszubringen, setzt eine gute Personenkenntnis und ein Hausbesuch voraus, wozu ich eine Lain nicht einsetzen kann. Zudem haben Ihre Schwestern hier das ganze Vertrauen der ganzen Bevölkerung. Sie kennen die Haushaltungen schon und sind so geeignetst, die Karitas zu übernehmen. Die Leute begrüßen das auch allgemein, während eine Drittordensschwester vorher abgelehnt wurde. Es würde also an Ihnen liegen, sehr geehrte Frau Generaloberin, die Karitas hier zu ermöglichen durch Entsendung von 2 Schwestern für die Krankenpflege. Wohl weiß ich von dem Mangel an Schwestern. Aber vielleicht darf das so schwer geprüfte Neumarkt, für das ich mich als neuer Pfarrer bereitwillig gemeldet habe, um eine Ausnahme bitten, nachdem doch früher auch so viele Schwestern da waren.
Helfen Sie bitte Ihrer Vaterstadt die äußeren und inneren Ruinen zu beseitigen und empfangen Sie dafür heute schon unseren besonderen Dank.
Ergebenst!
J. Kopf
Auf dem Schreiben, das sich heute im Klosterarchiv Mallersdorf befindet, ist handschriftlich vermerkt:
Erl(edigt) 7.12.
M Ottonina für 14.4.47